Guide für nachhaltiges Vanlife & Camping
Vanlife boomt! Noch nie haben wir so viele Camping-Mobile gesichtet wie zu Corona. Die Pandemie und ihre Reisebeschränkungen haben so einige Menschen dazu motiviert sich einen eigenen Camper zuzulegen, ganz nach dem Motto: frei und unabhängig. Vanlife Goal! Aber, wie sieht es mit dem Umweltschutz beim Campen aus? Funktioniert ein nachhaltiges Vanlife? Dazu haben wir hier ein paar Tipps für dich!
Wenn du dich generell für nachhaltiges Reisen interessierst, gelangst du hier zu unserem fairreisen Guide mit 10 Tipps.
Prinzipiell gilt, es gibt immer noch eine grünere Reisevariante als das Vanlife. Zu Fuß oder mit dem Rad spart man natürlich nochmal einiges an Emissionen! Grundsätzlich kann das Reisen mit dem Van aber schon sehr nachhaltig sein. Und hier kommen unsere Tipps für ein nachhaltiges Vanlife und ein nahhaltiges Camping:
INHALT
1 Der Van
2 Camper Ausbau
3 Ausrüstung
4 Koch-Utensilien
5 Hygieneprodukte
6 Müll
7 Stellplätze
8 Solarenergie
9 WC unterwegs
Der Van
Ob es grüner ist einen neuen energieeffizienten Van zu kaufen oder einem älteren Wagen ein neues Leben zu schenken, können wir dir ehrlich gesagt nicht sagen. Für einen neuen Van fehlte uns das nötige Kleingeld und das wird vermutlich noch anderen so gehen. Je kompakter und kleiner der Van, desto geringer in der Regel auch der Verbrauch. Klein und kompakt funktioniert natürlich auch nicht immer. Für zum Beispiel eine vierköpfige Familie wäre es nicht so leicht wie für uns im Minicamper zu verreisen. Da gibt es zum Glück genügend Alternativen. Ob klein oder groß, einige Faktoren können für ein nachhaltigeres Vanlife beachtet werden:
- Das Gepäck. Habe ich alles was ich wirklich brauche oder vielleicht drei, vier Schuhe zu viel eingepackt? Nach dem Motto: Kleinvieh macht auch Mist, hilft es dem Umweltschutz so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich einzupacken. Denn jedes gesparte Kilo-Gepäck spart Verbrauch des Fahrzeugs.
- Tempolimit. Je schneller das Tempo, desto höher der Verbrauch. Ist es nicht eh viel entspannter mit 120/130 Km/h über die Autobahn zu fahren?
- Komfort-Features. Gerade neuere Vans haben einige Features: Klimaanlage, Sitzheizung und so weiter. Nein, das hier soll kein Rat sein, diese Features nie wieder zu benutzen! Lediglich ein Appell zur achtsamen Nutzung. Sämtliche Komfort-Features steigern bei Betrieb den Verbrauch. Fragt euch einfach, ob ihr zum Beispiel die Klimaanlage durchgehend braucht oder sie nur bei Bedarf einschaltet.
Übrigens! Nicht nur für Flugreisen kann man den eigenen CO2-Ausstoß kompensieren, auch für Fahrten mit dem Van ist dies möglich. Wir nutzen am liebsten die Plattform Atmosfair, um unseren ökologischen Fußabdruck zu kompensieren, aber auch bei myclimate hast du die Gelegenheit zur CO2 Kompensation.
Camper Ausbau
Schon beim Ausbau könnt ihr versuchen Materialien so zu wählen, dass der Van nachhaltiger wird. Was das bedeutet? Zum Beispiel:
- Zertifiziertes Holz /Material verwenden.
- Den (lokalen) Fachhandel supporten (hol einfach mal Angebote ein, es ist nicht immer viel teurer als im Baumarkt).
- Stabiles, aber nicht zu schweres Ausbaumaterial verwenden.
- Energieeffiziente Komponenten verbauen, z. B. LED Lampen.
- Secondhand shoppen (verkauft vielleicht jemand eine Kühlbox?).
- Upcycling, was habt ihr eh noch, was verwendet werden kann? Ein altes Regal? Eine Gästematratze?
- Aufs Ausbau-Gewicht achten.
- Stoffe für Vorhänge etc. aus Bio-Baumwolle oder recycletem Material nähen(lassen).
Ausrüstung
Wie in fast allen Bereichen kann man auch in Sachen Ausrüstung beim Campen auf Nachhaltigkeit achten. Das nachhaltigste ist es Ausrüstung Secondhand zu kaufen. Das funktioniert echt gut, denn oft merken Menschen nach den ersten Trips, dass Camping doch nicht ihre Leidenschaft ist oder haben das Fahrzeug gewechselt. So landet Camping-Geschirr, Kühlbox, Kocher, Dachbox oder Fahrradträger schnell mal auf ebayKleinanzeigen.
Während das beim gebrauchten Fahrradträger bei uns super funktioniert hat, haben wir beim Kauf eines gebrauchten Gaskochers mal tief ins Klo gegriffen. Im Schnelltest hat noch alles funktioniert und auf der Reise hat uns der Kocher dann noch am ersten Tag im Stich gelassen. Passiert! Dann wollten wir aber auf Nummer sicher gehen und haben in einen nachhaltigen Kocher von Primus investiert. Der Primus Tupike* ist kein Schnäppchen, hat uns aber durch und durch überzeugt: faire Produktion, minimale Maße, robustes und Plastik-reduziertes Design und gute Performance. Außerdem kommt er mit sämtlichen Adaptern und kann Kälteresistentes Gas verarbeiten, wodurch er uns auch bei 0 Grad nicht im Stich lässt. Bei Kartuschen sieht das schnell anders aus. Faire Camping-Ausrüstung für dein nachhaltiges Vanlife findest du zum Beispiel bei Globetrotter*. Über unser liebstes und vor allem platzsparendes Camping-Equipment haben hier einen ganzen Artikel.
Koch-Utensilien
Wie Koch-Utensilien und ein nachhaltiges Vanlife zusammenhängen? Beginnen wir mit dem Spülmittel. Beim Campen ist es ratsam auf umweltverträgliche Spülmittel zu setzen. Outdoor-Spülmittel gibt es nicht nur im Öko-Laden, sondern auch bei Outdoor-Shops wie z. B. Globetrotter*. Derartige Outdoor- oder Umwelt-Spülmittel sind biologisch abbaubar und besser für die Umwelt. Aber Achtung! Ökologische Spülmittel (oder Shampoos) können zwar über dem Erdreich angewendet werden, aber nicht direkt im natürlichen Gewässer. Die Verwendung in Gewässern schadet der Umwelt, führt zur Überdüngung und kann Pflanzen und Wasserlebewesen erheblich schaden. Schüttet das Spülwasser bestenfalls 100 m entfernt vom nächsten Gewässer weg. Wir nutzen total gerne die 18-in-1 Naturseife von Dr. Bronners* – eine einzige Flasche für: Spülen, Waschen, Duschen und wer mag sogar zum Zähneputzen. Von der Naturseife reichen 1,2 Tropfen pro Anwendung, ist also gar nicht sooo teuer im Vergleich. Worauf du alles achten kannst:
- Outdoor-Spülmittel, wie z. B. die 18-in1-Naturseife von Dr. Bronners*
- Kompostierbare Spülschwämme aus Cellulose, z. B. von dm
- Campinggeschirr aus Emaille, ist leicht, Sturz- und Feuerfest, z. B. von Relags * oder Wildhoodstore
- Edelstahl-Lunchbox/Brotdose sind praktisch für Lunchpakete unterwegs und lassen sich super nutzen, um Reste zu verstauen, z. B. von Kantine51Nord*
- Wiederverwendbare Bienenwachstücher statt Einweg Alu- oder Frischhaltefolie, z. B. Bienenwachstücher*
- Wiederverwendbare Coffee2go-Becher, z. B. der einhändigbedienbare (super während der Fahrt) Thermobecher von Stelton*
Hygieneprodukte
Nicht nur das Spülmittel – auch unsere Hygiene-Produkte landen beim Campen schnell mal ungefiltert in der Natur (spätestens beim Outdoor-Abduschen). Deshalb ist es in Sachen Hygiene gut auf plastikfreie und biologisch abbaubare Produkte zu setzen. Auch hier gilt wieder: verwendet keine Shampoos oder Duschgels direkt im Gewässer, sondern nur mit ausreichend Abstand (100 m) über dem Erdreich.
Nachhaltige Hygiene Produkte kommen häufig in fester Form daher, das Beste: feste Produkte sind nicht nur leichter, kleiner und plastikfrei – sie können auch nicht auslaufen! Mal ehrlich, wer hat schon Lust auf eine Shampoo-Pfütze im Van? Und hier unsere Empfehlungen:
- Festes Shampoo, z. B. von Sante* (gibt’s auch bei dm)
- Feste Kombi-Produkte für Haut & Haar, z. B. der Duschbrocken
- Zahnputztabs statt Plastiktube, z. B. Denttabs* (gibt’s auch bei dm)
- Ökologisches Deo, gibt’s in jeder Drogerie oder ihr macht es selbst ▸ DIY DEO
- Sonnencreme ohne Mikroplastik, z. B. Gebirgssonnencreme von Paediprotect* (weißelt auch nicht, aber Achtung, die Meeressonnencreme der Firma hat Mikroplastik)
- Zahnbürste, es muss nicht immer Bambus* sein, auch die Müll-reduzierten TIO* Zahnbürsten, bereichern ein nachhaltiges Vanlife.
- Naturkosmetik, ob Creme oder Lippenstift, dasselbe gibt es immer auch in Grün z. B. von Micaraa.
Das sind nur unsere Vanlife Must-haves im Kulturbeutel, letztendlich kannst du alle deine nachhaltigen Bad-Artikel auch beim Vanlife benutzen. Gestalte das nach deinen Bedürfnissen.
Müll
Ein leidiges Thema! Leider aber immer noch top aktuell, denn traurig aber wahr: wir erleben es immer wieder, dass Campende ihren Müll nicht mitnehmen. Man könnte meinen, Leute, die gerne in der Natur unterwegs sind haben, auch ein Herz für diese ➤ wohl nicht alle.
- Hinterlasse keinen Müll. Egal ob du freistehst oder auf dem Campingplatz, hinterlasst jeden Stellplatz mindestens so sauber wie du ihn vorgefunden habt.
- Sammel Müll auf. Kommst du an einen Platz, den vorherige Besucher:innen vermüllt haben, nimm dir ein paar Minuten für ein kleines Clean-up. Es lohnt sich, Putzhandschuhe für Clean-up-Aktionen im Van dabei zu haben. Hast du mal keine zur Hand, eignen sich auch sehr gut Laubblätter zum Müll sammeln (zero Waste).
- Vermeide Müll. Es ist schon verlockend angebrochene Lebensmittel in Alufolie oder Ähnliches abzupacken – nimmt so wenig Platz weg und hält die Sachen frisch. Aber, es geht auch anders! Wer keine Lust hat auf den kleinen Raum ein Repertoire an Dosen und Gläsern mitzuschleppen, der kann ganz einfach auch Bienenwachstücher nutzen. Bienenwachstücher* funktionieren im Prinzip wie Alu- oder Frischhalte-Folie sind aber plastikfrei und können abgewaschen und zigg Mal wiederverwendet werden. Ähnliches gibt es auch für Müllbeutel. Das faire Outdoorlabel Jack Wolfskin hat einen waschbaren und wasserfesten Müllbeutel, den Re-Wasty* entwickelt. Es gibt noch etliche Punkte, an denen Müll eingespart werden kann, wie etwa der Kaffeebecher, Geschirrhandtücher statt Küchenrolle, auf Verpackungen beim Einkaufen achten, Spülschwämme aus Cellulose und, und, und.
Stellplätze
Das Beste am Vanlife ist ganz klar: theoretisch kann man überall anhalten und übernachten. Aber, nicht überall ist Wild campen erlaubt. Wenn man es trotzdem macht, sollte man einige Dinge beachten:
- Die Natur:
‣ Eignet sich der Platz? Zerstört man etwas?
‣ Ist ein Clean-up nötig? - Menschen:
‣ Stört man andere Menschen? - Verbote respektieren!
‣ Übernachtungen in Naturschutzgebieten und National Parks sind generell untersagt, dies sollte man respektieren zum Schutz der Natur
‣ Verbotsschilder beachten.
In der Regel gilt: Einmaliges Schlafen zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit ist gestattet. Das heißt: Übernachten ✓, Campingverhalten ✘. Lasst also keinen Teppich vor der Tür liegen oder den Campingtisch draußen stehen, wenn ihr an Orten seid, an dem Camping eigentlich nicht so gern gesehen wird.
Wenn es ein Campingplatz sein soll, dann kannst du nach sogenannten „Ecocamps“ Ausschau halten. Ecocamps sind Campingplätze, die sich für Umwelt- und Naturschutz engagieren.
Darüber hinaus gibt es auch immer wieder kleinere regionale Angebote. Zum Beispiel Campen auf dem Bauernhof. Solche Angebote findest du unter anderem im Landvergnügen Campingführer.
Solarenergie
Ob fest verbaut oder mobil, mit einer Solaranlage kannst du Strom- unabhängig und umweltfreundlich erzeugen. Unser Strombedarf hält sich aktuell noch in Grenzen, deshalb verwenden wir ein Mini-Panel, dass sich auch für Hüttenwanderungen eignet. Powerbank, Smartphone und Kamera lassen sich super damit laden, größere Dinge wie die Kühlbox aber nicht.
WC unterwegs
Ja, die Sache mit der Toilette… Hier scheiden sich die Geister. Die einen wollen eine Toilette an Board, die anderen nutzen lieber Raststätten, Campingplätze oder einfach den Spaten. Auch in Sachen WC haben wir einige Tipps für das nachhaltige Vanlife:
- Toilettenpapier oder Taschentücher gehören in den Müll und nicht in die Natur.
- Wenn Outdoor, dann bitte mit Spaten.
- Trenntoilette, statt Chemieklo. Trenntoiletten separieren das kleine vom großen Geschäft und sind dadurch Geruchsneutral – ganz ohne Chemie.
- Notfall-Trenntoilette HappyLoo*.
Auf der Caravan Salon (Camping Messe) haben wir uns die Trenntoilette „Trelino“ angesehen, die ist so kompakt konzipiert, dass sie gut in Vans passt. Weitere nachhaltige Trenntoiletten gibt es auch noch von Kildwick. Manche Stellplätze (z. B. auf dem Bauernhof) bestehen auf eine Campingtoilette an Board, für solche Fälle ist eine Notfall Toilette wie die HappyLoo* super.
Deine Tipps für ein nachhaltiges Vanlife?
Das waren unsere Tipps für ein nachhaltiges Vanlife. War etwas Neues für dich dabei oder hast du noch weitere Tipps? Schreib es uns in die Kommentare!
Super Tipps! Ich kannte einiges noch gar nicht.
Yeah! Cool, dass wir dich inspirieren konnten. Wenn dir etwas fehlt, her damit.
Liebe Grüße
Was mir noch einfällt: regional einkaufen!
Hej Martin,
das ist ein super Input! Über das regionale Einkaufen haben wir auch schon in unserem fairreisen Guide geschrieben. Schau gerne mal vorbei!
Super Tipps! Wie handhabt ihr das mit der Trenntoilette unterwegs? Welche der beiden Vorschläge nutzt ihr? Könnt ihr die vielleicht mal vorstellen?
Good Point! Wir haben leider noch keine an Board, aber liebäugeln mit einer kleinen Trenntoilette. Da folgt sicherlich noch ein Beitrag.
Liebe Grüße
Super toll zusammengeschrieben und ich hab mir auch noch einiges rausnotiert 🙂
Wir nutzen auch sehr gerne den Camping Mülleimer aus recycelten PET Flaschen. Genial, weil man den mit unterschiedlichen Befestigungsmöglichkeiten im Camper anbringen kann.
https://www.wildnest.de/collections/vendors?q=Flextrash
Sehr gerne! Der Flextrash klingt auch echt toll!
Liebe Grüße